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Trauerbewältigung: Diese 4 Phasen gibt es - Teil 3

Trauer bewältigen ist manchmal wie Treppensteigen...

Du trauerst um einen lieben Menschen und fragst dich, wie lange du das tun wirst?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Trauerbewältigung kann dauern. Lange. Es können 3 Jahre bis 5 Jahre ins Land ziehen, bis du deinen Verlust einigermaßen verarbeitet hast...

Was echt wichtig ist:

Wenn du einen Verlust erlitten hast, nimm dir wirklich ZEIT und RAUM für deine Trauer!

Hetze nicht einfach im Alltag weiter.

Mache dir ganz klar BEWUSST, dass du jemanden verloren hast, den du GELIEBT hast.

Du hast eine WUNDE,

die SCHMERZT.

Damit sie heilen kann, braucht sie Zeit.

Zeit und Akzeptanz der Situation.

Erwarte also nicht von dir, dass du die ganze Geschichte im Schnelldurchlauf verarbeiten kannst.

Bei der Trauer kannst du nicht einfach vorspulen und komplett neu starten.

So funktioniert es nicht.

Stattdessen wirst du verschiedene Sequenzen durchlaufen.

Du wirst heulen, du wirst zweifeln, du wirst verzweifelt sein. Dann wiederum wirst du neuen Mut fassen. Nur, um wieder zu trauern.

Bis irgendwann Licht

am dunklen Horizont erscheint.

Bis du verarbeitet hast.

Dann bist du ein Mensch, der weiterlebt.

Trotz seiner Wunde.

MIT seiner Wunde.

Wie ein Baum, in den eine Kerbe geschlagen wurde.

ER LEBT damit.

Wächst weiter.

Auch DU wirst das tun.

Wenn du bereit dafür bist.

Lass dir in Bezug auf Trauer bitte dieses von mir sagen:

Trauer lässt sich nicht verkürzen, wegschieben oder ingorieren.

Sie ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Trotzdem kann man mittlerweile bestimmte allgemeine Phasen der Trauerbewältigung festmachen, die ich dir heute gerne zeigen möchte.


Die 4 Phasen der Trauerbewältigung

Die Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf lieferte mir hierfür in ihrem Blogartikel „Trauer bewältigen – Umgang mit Verlusten“ fundierte Antworten auf die Frage, welche Phasen der Trauerbewältigung das sind:

Trauerbewältigung Phase 1: Das Nicht-Wahrhaben-Wollen und die Verleugnung

Die erste Reaktion auf eine Todesnachricht ist bei vielen Menschen diese:

Du KANNST und WILLST einfach NICHT wahrhaben,

dass du gerade einen geliebten Menschen verloren hast!

Als ich vor einem Jahr einen Anruf mit der Todesnachricht eines guten Freundes bekam, stand ich total unter Schock.

Doch was tat ich?

Ich nahm meinen Putzlappen in die Hand und staubte ab.

Duschte.

Kochte.

Bis ich heulend zusammenbrach.

Alleine, dass ich nach diesem Anruf meine Haushaltsaktivitäten zunächst einfach weiter verrichtete, zeigte, dass ich die Tatsachen NICHT akzeptieren wollte.

Lieber so weitermachen wie zuvor.

Das Weitermachen sichert.

Es schützt.

Zumindest solange, bis der SCHMERZ kommt…


Trauerbewältigung Phase 2: Die aufbrechenden Gefühle

In dieser Phase erwischt dich der Schmerz voll.

Plötzlich ERKENNST du,

dass du jemanden verloren hast

und akzeptierst es

als unwiederbringliche TATSACHE.

Wie äußert sich das?

Du

  • denkst ständig über den Toten nach.
  • lässt Revué passieren, was ihr gemeinsam erlebt habt.
  • beneidest andere, die ihre geliebten Menschen noch haben.
  • bist wütend, traurig und so völlig ohne Hoffnung.

Ich habe in meiner Trauerzeit versucht, mich verstärkt mit Gartenarbeit abzulenken.

Damals war Sommer: Bienen surrten um mich herum.

Blumen blühten.

Der Apfelbaum warf erste Äpfel.

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Wunderbar.

Ich mittendrin in dieser Schönheit.

Motiviert.

Entschlossen.

Also fing ich an, ein Beet umzugraben.

Eine Weile ging das sogar ganz gut.

Ich pflanzte, befreite das Beet vom Unkraut und kroch zwischen Hecken umher.

Doch mittendrin dachte ich an meinen verstorbenen Freund.

Mir wurde klar: Er ist weg.

Dann fing ich an zu heulen.

So ging das dann die ganze Zeit, egal was ich tat.

Ich heulte.

Arbeitete.

Heulte.

Telefonierte.

Heulte.

Ging aufs Klo.

Heulte.

Kraulte meine Katze.

Heulte.

Immer im Wechsel.

Einfach damit aufhören?

Keine Chance.


Trauerbewältigung Phase 3: Die langsame Neuorientierung

In dieser Phase kriechst du langsam wieder aus deinem emotionalen Loch heraus.

Zwischenzeitlich denkst du sogar mal an etwas anderes als den Tod und organisierst dein Leben.

Du gehst also aus.

Triffst Leute.

Planst irgendwelche Aktivitäten.

Manchmal sogar freust du dich über etwas.

Dann wiederum trauerst du.

Du fragst dich natürlich immer noch: Wieso?

Doch irgendwann spürst du ganz leise:

Das schmerzhafte Gefühl ...

lässt...

NACH.

Du fühlst dich also TROTZ deines Verlustes insgesamt BESSER.

Meine Neuorientierung war die Kreativität: Ich fing an, einen Roman zu schreiben.

Jeden Tag eine Stunde tippen, das musste sein.

Das Schreiben verschaffte mir etwas, was ich bis dahin nicht mehr gespürt hatte:

Freude, Ablenkung und das Erkennen eines tieferen Sinnes meines Lebens.

Ich kam also in die nächste Phase der Trauerbewältigung…


Trauerbewältigung Phase 4: Das neue Gleichgewicht

Der Weg dorthin ist lang.

Aber:

WENN du HIER angelangt bist,

hast du ein emotionales Gleichgewicht

zu einem großen Teil WIEDER.

Der verstorbene Mensch ist zwar immer noch in deinen Gedanken, jedoch fühlst du jetzt eher Wehmut als Schmerz.

Du hast AKZEPTIERT, dass du jemanden verloren hast.

Du verharrst NICHT mehr in der Vergangenheit.

Das ist wichtig, um hoffnungsvoll auf das zu schauen, was kommt.

Aus psychologischer Sicht (*Hussendörfer, E, Kraehahn B, Simon, C.P, Geo Wissen 51/2013, S. 99-113) ist es sinnvoll,"(…) zwischen bewusster Trauer und einer Orientierung auf neue Lebensziele abzuwechseln (…), ähnlich wie das auch Kinder können. Gelingt das langfristig nicht, besteht die Gefahr,dass die Trauer nicht verarbeitet wird,sondern sich ausdehnt und immer stärker wird; dass man darin versinkt.“

Trotzdem ist es leider so: Gesellschaftlich „zugestanden“ wird trauernden Menschen in der Regel ein Zeitraum zwischen drei und sechs Monaten, um über einen Verlust hinwegzukommen.

Früher war die Trauerzeit wesentlich länger. Die Menschen trugen im ersten Jahr nach dem Tod auch nach außen hin eine für alle sichtbare schwarze Kleidung oder Symbolik. Viele halten das heute nicht mehr für nötig. Sie trauern oft nicht mehr so lange – zumindest nicht nach außen hin.

Als „auffällig“ giltst du eigentlich nur, wenn du gar nicht mehr aufhören kannst zu trauern. Seit einiger Zeit gibt es im erneuerten Klassifikationssystem für psychische Störungen sogar eine neue Diagnose dazu: die sog. „andauernde Trauer.“

Du leidest an ihr, wenn du länger als zwei Monate trauerst (was ich als extrem knappen Zeitraum beurteile!) UND bestimmte Symptome hinzukommen:

  • Ängste
  • Schlaflosigkeit
  • Panikattacken
  • Depressionen
  • Probleme, sich an die neue Situation zu gewöhnen
  • sozialer Rückzug
  • Einsamkeit
  • Einschränkungen bei der Ausübung des Berufes
  • Schuldgefühle gegenüber dem Verstorbenen
  • Hoffnungslosigkeit
  • Suizidgedanken
  • unkontrollierbare Wut

Das ist bei etwa zehn Prozent aller Trauernden der Fall. Leidest du an diesen Symptomen, ist es dringend nötig, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Du brauchst also Hilfe von AUSSEN,

um deine Trauer verarbeiten zu können.

Ich bin da immer skeptisch, wenn von unserer Gesellschaft vorgegeben wird, wie lange ein Mensch um einen anderen trauern soll.

Trauer braucht seine Zeit.

Also nimm dir diese auch.

Nur wenn du die vorgenannten Symptome längerfristig an dir feststellst, ist Vorsicht geboten.

Dann solltest du ohne Scham einen Arzt aufsuchen, der dich in deiner Verarbeitungsphase unterstützen kann.


Trauerbewältigung: Mein Fazit

Bei mir ist es so, dass ich den Verlust meines Freundes mittlerweile angenommen habe.

Trotzdem ist er nach wie vor

immer noch

Teil meines Lebens.

Oft spreche ich mit ihm und frage ihn um Rat.

In diesen Momenten habe ich das Gefühl, er ist bei mir.

Egal, wo er tatsächlich ist.

Das hilft mir und tut niemandem weh.

Trotzdem habe ich im letzten Jahr auch wieder neue Freunde gewonnen, bei denen ich mich emotional ebenso zu Hause fühle.

Das schafft eine wunderbare Verbundenheit und gemeinsames Erleben – so wie ich es auch mit meinem verstorbenen Freund immer hatte.

Ich weiß, in der Theorie klingt das alles ziemlich …. nun wie soll ich sagen… einfach?

DAS

ist es

NICHT!

Beileibe nicht.

Klar.

Könnte einfach sein.

Einfach die 4 Phasen durchlaufen und dann ist alles wieder gut.

So geht´s vielleicht manchmal, aber nicht immer.

Denn auf dem Weg der Trauerbewältigung warten viele Stolpersteine, mit denen du am Anfang gar nicht rechnest.

Du wirst Zeiten haben, wo es leichter ist.

Wo du dich gut fühlst.

Und dann wiederum stürzt du ohne Vorwarnung in einen Abgrund und fragst dich, wie du je damit klarkommen sollst.

Es fühlt sich an, als wäre dir ein lebenswichtiger Teil deines Körpers abgetrennt worden.

Mühsam, sich ohne diesen zurechtzufinden.

Ein Lernprozess.

Trotzdem kann ich dir sagen:

Es GEHT.

Irgendwann.

Du KANNST mit der Trauer umgehen

und du WIRST es!

Du wirst deine Trauer bewältigen.

Zu deiner Zeit und auf deine Art und Weise.

Genauso wie ich es mittlerweile kann.

Du willst wissen, was ich konkret getan habe um das zu schaffen? Ich verrate es dir in Teil 4 dieser Artikelserie: „So lernst du mit der Trauer umzugehen.“

Viel Kraft für dich,

deine Nicole

P.S. Findest du dich in diesen 4 Phasen ebenfalls wieder? Oder gar nicht? Schreib mir!

P.S.P.S. Das ist nur ein Teil meiner Artikelserie zum Thema Trauer. Du willst mehr erfahren? Klicke hier.

Glaubst du noch oder weißt du schon? Vom persönlic...
Hochsensibel abgrenzen? So schaffst du es! Teil 4

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