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Menschen streben nach sozialem Zusammenhalt und Freiheit - Interview

Madita Heubach ist eine Frau, die sich für etwas einsetzt...

Madita Heubach ist eine junge Frau mit vielen herausragenden Talenten: als Bildungssystemdesignerin, Autorin und Journalistin erobert sie derzeit die Bildungswelt und strebt ein neues Bildungssystem für unsere Gesellschaft an. Sehr mutig und engagiert wie ich finde – das verdient es, mehr darüber zu erfahren. Hier findest du das inspirierende Interview mit Madita.

Liebe Madita, dein Beruf klingt ziemlich spannend: Du bist eine waschechte Bildungssystemdesignerin. Für alle Leserinnen und Leser, die sich darunter vielleicht nichts vorstellen können, wäre es toll, wenn du zunächst kurz beschreibst, was eine Bildungssystemdesignerin eigentlich so macht.

Ich nenne meinen Beruf so, weil ich den Master „Bildungssystemdesign“ an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg studiert habe. Bis ich mich vor zwei Jahren auf die Suche nach einem spannenden Masterstudiengang begeben hatte, kannte ich diesen Begriff auch noch nicht.

Das Studium ist interdisziplinär – eine Mischung aus Bildungswissenschaft, Kulturwissenschaft, Philosophie, Systemtheorie und Pädagogik. Ich habe gelernt, in Zusammenhängen zu denken, Systeme in ihren Strukturen zu verstehen und Druckpunkte für verändernde Hebelwirkungen zu finden.

Ich bin dazu in der Lage, Systeme zu designen oder bestehende Systeme durch Interventionen zu verändern. Dazu entwickle ich Theorien, um Ziele und Strategien zu formulieren, anhand derer ich Maßnahmen ergreifen kann.

Wie bist du dazu gekommen, dich speziell auf diesem Gebiet einzusetzen?

Ich habe, wie alle, das Schulsystem Deutschlands durchlaufen müssen. In der Grundschule erlebte ich in der dritten Klasse ein kleines Trauma. Ich musste in Therapie und knabbere noch heute an den Folgen.

Auf dem Gymnasium war ich fleißig. Ich hatte Spaß am Lernen. Dann packte mich der Ehrgeiz. Und noch hatte ich genug Freiräume. Doch das Leistungsdenken und der Druck gingen auch an mir nicht spurlos vorbei. Nachdem ich mit fünf eingeschult wurde und wegen der G8-Reform mit 17 Jahren mein Abitur hatte, fiel ich in ein Loch. Ich war durch die Schulzeit geradezu durchgerauscht.

Getrieben von den typischen Erwartungen der Leistungsgesellschaft und gefangen in ihren Strukturen, lebte ich nur für die Zustimmung, die von außen kam, indem ich mich anstrengte, um gute Noten zu bekommen. Natürlich gab es auch Fächer und Themen, die mich ernsthaft interessierten und ich ging in meiner Freizeit Hobbys nach, die mir Spaß machten.

Doch mir fehlte der Raum, um mich mit mir selbst beschäftigen zu können, um herauszufinden, wer ich eigentlich bin.

Sich selbst finden - im derzeitigen Schulsystem gar nicht so einfach

Ich lebte zwischen vielen Illusionen und falschen Vorstellungen von meinem Leben. Als ich aus der Schule rauskam, war ich dann freier – und fiel in das Loch. Ich wusste nicht mehr, was ich wollte und wer ich war. Die Illusionen waren zerplatzt. Ich musste mich neu finden. Ich litt zeitweise sogar unter leichter Depression.

Aufgrund dieser eigenen Erfahrungen und Einsichten, und aufgrund der hohen Prozentzahl von Kindern, die wegen des Schulsystems erkranken (Depressionen, Ängste, Burn-Out, etc.), habe ich mich dem Ziel gewidmet, das System vollständig umzukrempeln. Ich möchte auf keinen Fall, dass meine Kinder dieses System durchlaufen. Denn seit ich 2013 Abitur gemacht habe, ist es schlimmer geworden: Mehr Stress, mehr Druck, mehr kranke Kinder. Die Zahlen lügen da nicht.

Was gefällt dir am derzeitigen Bildungssystem nicht?

Die grundsätzlichen Ziele, Haltungen und Strukturen sind vollständig darauf ausgerichtet, eine*n Konsument*in zu produzieren, der*die sich allein für die Anhäufung von Besitztümern und Karriere- bzw. Bildungserfolge interessiert. Ein purer Egoist, den Haben-Menschen, wie Erich Fromm ihn beschreibt. Das ist aber völlig gegen unsere Natur, unser Wesen.


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Menschen streben nach sozialem Zusammenhalt und Freiheit zur individuellen Entfaltung. Wir wollen uns als Teil dieser Welt spüren und erfahren. Wir wollen nach etwas streben können. Die Leistungsgesellschaft und das Bildungssystem als Kind dieser Gesellschaft raubt uns die eigene Würde.

Was ist deine Vision und wie möchtest du diese erreichen?

Meine Vision ist die einer vernetzten Bildungslandschaft, die das Ziel verfolgt, tatsächlich freie Entfaltung zu ermöglichen, sodass die Menschen in Würde leben können.

Dafür forsche ich, stelle Theorien auf und entwickle Maßnahmen, wie man dieses Ziel erreichen könnte. Der Austausch mit anderen Menschen ist mir dabei sehr wichtig. Auch der enge Bezug zur Praxis ist mir wichtig.

Keine Theorie in der Bildungswissenschaft nützt etwas, wenn sie nicht praktikabel ist. Und ich muss natürlich prüfen, ob die Maßnahmen die gewünschte Wirkung erzielen. Am Ende stelle ich mir folgendes Bild für eine Bildungslandschaft vor:

Der*Die Lernende entfaltet sich frei in dem ihm*ihr gebotenen Bildungsräumen, er*sie gestaltet eigene Entfaltungsräume, er*sie sammelt die Erfahrungen, die er*sie benötigt, um sein*ihr inneres Wesen zu erkennen und sich seiner*ihrer eigenen Würde bewusst werden zu können.

Auf deiner Website schreibst du, dass „nachhaltige Veränderungen nur von innen heraus geschehen können und lediglich eines hilfreichen Impulses von außen bedürfen.“ Wie gelingt dir das, wenn du als kompetente Beraterin von Bildungsinstitutionen fungierst?

Dieses Zitat von meiner Webseite basiert auf einer Regel aus der Systemtheorie, nämlich hinsichtlich Systeminterventionsstrategien: Veränderungen können nicht von außen angetrieben werden, sie müssen von innen heraus geschehen. Man muss nur an die eigene Biografie denken.

Manch ein guter Ratschlag kann einem noch so oft erteilt werden, wenn man nicht tatsächlich tief in sich drinnen die Erkenntnis erlangt, kann die Veränderung nicht kommen. Ich kann einem Menschen, der raucht, noch so oft sagen, dass es tödlich ist. Er wird weiter rauchen, wenn er nicht selbst in sich den Wunsch spürt, dass er aufhören möchte.

Wenn ich mit einer Bildungsinstitution zusammenarbeite, erfrage ich zunächst, welche Ziele sie durch die Zusammenarbeit mit mir verfolgen bzw. welche Erwartungen sie haben. An dieser Stelle kann ich erkennen, ob das Team bereits eine gemeinsame Vision verfolgt, oder ob es noch Unstimmigkeiten gibt. Dann helfe ich in der Regel dabei, eine gemeinsame Vision zu formen, mit der alle im Team einverstanden sind.

Das heißt auch hier: Ich gebe keine Ziele vor, ich helfe ihnen, diese Vision in sich selbst zu finden. Diese Vorgehensweise ist von Peter M. Senge inspiriert („Die fünfte Disziplin“). Anhand der gemeinsamen Vision kann dann alles Weitere folgen: Die Umstrukturierung folgt dem Ziel.

Dabei zählt aus meiner Sicht vor allem eines, nämlich dass das Ziel so utopisch wie nur erdenkbar sein sollte und in einem ständigen Abgleich mit den Möglichkeiten der realen Welt, versucht man mithilfe der Maßnahmen, so nahe wie möglich an diese Utopie heranzukommen.

Bei diesem Streben, wenn man wirklich an diese Vision glaubt, werden unheimliche innere Energien freigesetzt und die Arbeit bekommt einen Sinn, den wir uns alle für unser Tun wünschen.

Was kann jeder Einzelne tun, um das derzeitige Bildungssystem zu verbessern?

Jedes System hat gewisse Strukturen. Gerade in unserem Bildungssystem sind diese besonders statisch. Es gibt also kaum Spielräume und man ist praktisch gefangen in dem System. 

Jede*r kennt dieses Gefühl, der*die die Schule durchlaufen hat. Doch so gering sie sind, einige Spielräume sind da.

Man darf sich also nicht dem ergeben, von dem man dachte, dass es doch nur so geht und nicht anders, weil man es eben nicht anders erfahren hat. Man sollte sich auf die Suche machen, nach diesen Spielräumen.

Dazu gehört zum Beispiel, das Schulgesetz zu lesen. Dann erfährt man plötzlich, dass niemand vorschreibt, die Unterrichtseinheiten müssen im 45-Minuten-Takt abgehalten werden. Oder dass der Unterricht um 8 Uhr morgens beginnen muss. Oder dass man nicht mit lokalen Vereinen, Stiftungen, etc. zusammenarbeiten darf. Oder dass die Schüler*innen nicht selbst Gestalter*innen der Schule sein dürfen. Und schlussendlich: Wir leben in einer Demokratie. Wenn wir als Volk entscheiden, dass das Bildungssystem so nicht weiterleben darf, dann können wir diese Veränderung einfordern.

Doch um ganz praktische Tipps zu geben: Macht euch nicht zum Spielball des Systems, sondern werdet zum*zur Gestalter*in. Jede*r Akteur*in innerhalb eines Systems kann Veränderungen initiieren. Man stelle sich das System als ein Netz vor und jede*r Akteur*in ist ein Punkt in diesem Netz. Wenn nun eine*r etwas in Schwingung bringt, breitet sich diese Schwingung im ganzen Netz aus.

Ist es möglich, dich bei deiner Vision zu unterstützen bzw. wie kann das erfolgen?

Tatsächlich möchte ich nicht, dass meine Vision als DIE Vision verstanden wird. Jeder Mensch soll seine eigene Vision entwickeln dürfen. Doch wir sind soziale Wesen und benötigen ein Wertegefüge, auf das wir uns verlassen können, damit unser Miteinander funktioniert.

Und aus der gemeinsamen Schnittstelle der individuellen Visionen kann eine gemeinsame Vision wachsen. Schließt man sich also zusammen, um einer gemeinsamen Vision zu folgen, können unermessliche Energien freigesetzt werden, die vieles, was unmöglich schien, möglich werden lässt.

Sollte also jemand Schnittstellen zwischen seiner*ihrer eigenen Vision zu meiner finden, freue ich mich, wenn wir gemeinsam das scheinbar Unmögliche möglich machen. Dazu gehört, dass wir in Kontakt treten und jede*r in seinem*ihrem Umfeld, in seinen*ihren Möglichkeiten, das Netz zum Schwingen bringt.

Liebe Madita, du hast immer schon gerne gelesen. Nicht nur deswegen bist du seit deiner Jugend auch schreibend unterwegs: Du betätigst dich neben deiner Tätigkeit als Bildungssystemdesignerin auch als Autorin und freiberufliche Journalistin. Was genau schreibst du und wo kann man etwas von dir lesen?

Wegen des Masterstudiums und meinem Berufseinstieg blieb das Schreiben als Autorin in letzter Zeit ein wenig auf der Strecke.

Madita hat viele Interessen, goennt sich aber auch immer wieder Auszeiten...

Ich war während meines Bachelor-Studiums zwar sehr aktiv, habe drei Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht, zwei Romane selbst verlegt und ein Kinderbilderbuch (das gleichzeitig ein medienpädagogisches Projekt war) veröffentlicht. Doch ein größeres Romanprojekt, das ich begonnen habe, liegt noch auf Eis. Es wird, sobald zum Ende des Jahres wieder Ruhe einkehrt, weiterverfolgt.

Als Journalistin bin ich aktuell beim FLOW WOLF aktiv. Das Magazin erscheint vier Mal im Jahr. Doch langfristig werde ich mich auf meine eigenen Blogs konzentrieren wollen.

Mein Reiseblog wird wohl nicht öfter als ein oder zwei Mal im Jahr aktiviert. Öfter verreise ich nicht (ist auch nicht nachhaltig). Doch mein Blog „würdevoll“ wird hoffentlich allmählich aufblühen. Hier schreibe ich über meine Erkenntnisse aus meiner Forschung, über philosophische Gedanken, und veröffentliche Interviews mit spannenden Persönlichkeiten.

Des Weiteren hoffe ich, meine Masterarbeit verlegen zu können.

Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, kann meinem Newsletter folgen, meine Facebook-Seite abonnieren, oder einfach hin und wieder auf meiner Webseite vorbeischauen.

Liebe Madita, herzlichen Dank für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg für deine berufliche Laufbahn und vor allem wunderbare Vision!

Lieben Dank!

 Madita t

Madita Heubach ist eine erfolgreiche Bildungssystemdesignerin, Autorin und Journalistin. Weitere Infos über sie findest du HIER. 

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